Brief von Max Bruch an Ernst Rudorff  Musikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv

Signatur: Br. Korr. 154, 469

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23.01.1893. - 6 Seiten, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe:   1. Akademie – Bruch will Kleffel durchbringen; 2. MB beleidigt über Bargiel und Schulze ; 3. MB beleidigt über das fehlende Interesse von Joachim über op. 62, beneidet Herzogenberg und Brahms  Transkription:  Mein Lieber, es liegt mir sehr daran, daß wir nächsten Sonnabend dem tüchtigen und braven Kleffel durchbringen; seit er hier wohnt und wir näher verkehren, habe ich ihn wahrhaft lieb gewonnen. Unbedingt für ihn stimmen werden: Hoffmann, Gernsheim, Di und ich; das 4. Wahrscheinlich haben ihm in der Vorbesprechung Joachim und Blumner auch ihre Stimmen gegeben, denn er hatte, so viel ich mich erinnere, 6 Stimmen. Es müssen aber 8 sein. Könntest Du noch mit Succo besonders reden, und vielleicht auch mit Ad. Schulze? Da Letzterer eigentlich gar kein Interesse für Musik hat, so wird er wenigstens nicht viel gegen Kleffel haben. Auf A. Becker und Vierling ist wohl nicht zu rechnen, dagegen auf Radecke wohl! – Ich kann über die Sache weder mit Schulze noch mit Bargiel reden, weil sie sich gar zu rüpelhaft und ungebildet gegen mich benommen haben. Weder der Eine noch der Andere haben jemals meinen Besuch erwiedert. Man kommt sich in Berlin Angesichts solcher specifisch Berliner Flegeleien manchmal vor wie ein Lump! – Es fällt ihm nicht einmal ein, sich zu entschuldigen. Ein so concentrirter Dünkel, und eine so reine Verachtung der einfachsten Pflichten des Anstandes und der Höflichkeit ist mir doch noch nicht vorgekommen! – Es scheint aber, als wenn die Berliner Luft auch die Besten ansteckte.   Unter uns: schon im October schickte ich Joachim die Partitur der Christcantate. Er hat sie erhalten, aber 3 Monate überhaupt nichts darauf gesagt, noch nicht einmal den Empfang bescheinigt. Endlich fragte ich einmal in diesem Monat gelegentlich in einem Briefe, ob er denn diese Part. nicht erhalten habe; darauf kamen dann ein paar nichtssagende Worte, aus denen ich nur entnehmen konnte. Daß er sie noch gar nicht angesehen hatte. Auch aufführen will er sie nicht, wie Spitta mir sagt; sondern Beide, Spitta und J. denken an ein uraltes Ding von mir, Rorate coeli, welches ich vor 30 Jahren gemacht habe. Ist denn die Hochschule nur dazu da, Sachen von mir aufzuführen, die ich vor 28 Jahren publicirt habe, wie Frithjof, oder vor 30 Jahren, wie Rorate coeli? Spitta hatte die Part. der Christnacht Wochen lang im Hause; er ist ein guter Freund, sagte mir aber gelegentlich nur „sie sei schön instrumentirt“. Zum Teufel, das ist ihr geringstes Verdienst! Ich werde unter diesen Umständen nicht mehr so naiv sein, Beiden meine Sachen zur Durchsicht zu geben – mit Ausnahme der Violinsachen, für die allerdings Joachim stets Interesse zeigt. Am 7. Febr. Morgens 11 Uhr probiren mit dem Philharm. Orchester z. I. Mal ein neues großes Adagio von mir, in Cis-moll und Des-Dur. Vielleicht hörst Du es Dir an, wenn Du nicht dienstlich verhindert bist? Das würde mich freuen! – Dies alles natürlich ganz unter uns. Hieße ich H. von H[erzogenberg]. oder Joh. B[rahms], so wäre Manches anders!! – Stets Dein tr. M. Bruch

Bemerkung:   Max Bruch 

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz

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Erfassung: 15. Dezember 2025 ; Modifikation: 15. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-15T15:10:05+01:00

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