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Brief von Max Bruch an Ernst RudorffMusikwissenschaftliches Institut KölnMax-Bruch-ArchivSignatur: Br. Korr. 154, 463

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Brief von Max Bruch an Ernst RudorffMusikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv

Signatur: Br. Korr. 154, 463


Bruch, Max (1838-1920) [Verfasser],Rudorff, Ernst (1840-1916) [Adressat]

07.03.1892. - 8 Seiten, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Das geplante Solo von Clara Bruch in der Uraufführung von Max Bruch Gruß an die heilige Nacht op. 62 ist durch ihre zu dem Konzerttermin vermutlich stattfindende Periode gefährdet, MB bat darum um eine Verschiebung des Konzerttermin, die aber für ER unmöglich ist. (Im – offensichtlich etwas verklausulierten - früheren Gespräch dazu vermutete ER auch eine neuerliche Schwangerschaft von Clara Bruch, die aber MB nun doch deutlich verneint) – Clara Bruch soll aber trotzdem singen. – Diskutiert Ersatzmöglichkeiten. Transkription:Mein Lieber, Ich wollte gestern (Sonntag) die Sache persönlich mit Dir besprechen und fuhr bald nach 10 nach Lichterfelde, irrte aber dort, mirabile dictu, in der Schneewüste über eine Stunde umher, ohne Dein Haus finden zu können; die wenigen Menschen, die mir in der Sonntagsstille begegneten, wußten zum Theil gar keinen Bescheid, zum Theil berichteten sie mich, wie ich nachträglich bemerkte, ganz falsch. Die Elektrische Bahn fuhr nicht. Ich ging 25 Minuten lang die Drake-Str. entlang / an deren Ende, wie ein Postmensch mir sagt, die Wilh. Str. sein sollte! / kam dann in die Chaussee-Straße, - von einer Wilhelmstr. war weit und breit nichts zu sehen! Da ich nicht viel Zeit hatte so fuhr ich endlich nach 11 ½ unverrichteter Dinge zurück!Ich weiß nicht, ob ich mich deutlich genug ausgedrückt hatte; vielleicht hattest Du gedacht, es handele sich um eine bevorstehende Erweiterung unseres kleinen Quartetts zum Quintett, und unter diesen Umständen wäre allerdings größte Vorsicht geboten. Dies ist aber durchaus nicht der Fall, Gott sei Dank (4 machen mir schon genug Sorgen), es handelt sich, ganz offen gesagt, nur um eine etwas verfrühtes Eintreten der gewöhnlichen Sache, die nunmehr höchstwahrscheinlich (wenn nicht wieder eine Verschiebung erfolgt) gerade gegen den 26.-27. März wieder eintreten wird. Dabei kann sie ganz gut singen, und hat auch unter solchen Umständen oft gesungen, ohne Nachtheil; sie hat nur möglicherweise nicht die volle Kraft. Ich bin nun mit ihr übereingekommen, daß sie nicht ohne dringende Gründe auf das für ihre Stimme, ihre Klangfarbe, ihre Art zu singen gedachte Stück verzichten wird; es würde ihr gar zu leid thun, und ein geradezu zwingender Hinderungsgrund liegt auch nicht vor. Auch mir wäre es gar zu leid, wenn sie das Solo, worauf sie sich monatelang gefreut hat, nun doch nicht singen könnte. Immerhin wäre nur eine Verlegung unter diesen Umständen angenehm und erwünscht gewesen. Da dieselbe, wie Du schreibst, ganz unmöglich ist, so wird meine Frau alles thun, um am 27. März singen zu können. - Eine andere Frage ist es, ob Du vielleicht von Dir aus Schritte thun willst, um ein anderes Mitglied, z.B. Frau Herfurth aufzufordern, für alle Fälle sich die Parthie gelegentlich vor dem Concert anzusehen, da es in jedem Falle bei einer Novität geboten oder doch sehr wünschenswerth ist, wenn 2 Sänger damit bekannt sind. Nur müßtest Du ihr dann von vornherein sagen, daß die Parthie für Clara geschrieben ist und daß sie dieselbe dies I. Mal singen wird, wenn nicht ein unvorhergesehener Zwischenfall eintritt. Sollte Dir dies nicht möglich erscheinen, so lassen wir die Sache auf sich beruhen, und Clara wird singen, - so gut es geht. Es wäre ja nicht das erste Mal, daß sie auch bei kleiner Indisposition, wenn dieselbe eintreten sollte, zu singen hat – wie viele andere Sängerinnen. – Meine alte Freundin, das „Hohenschildche“ wird alt und hat keine Stimme mehr; Frl. Rückward kenne ich nicht; Herfarth und Frau aber waren bei uns und sie hat mir die II. Penelope-Scene recht gut vorgesungen. Frau Morin hat mir geschrieben, daß Ihr auch die O.-Stimmen bezahlen wollt, ist sehr freundlich und dankenswerth! Herzlichst grüssend Dein M.Bruch.Mit Hausmann schon gesprochen; ich probiere am 18. März mit dem Orchester in der Hochschule.

Bemerkung: Max BruchAuguste Hohenschild (1851-1938), Sängerin (Alt). 1886, 1889, 1890 und 1891 als Sängerin (Alt) in den Anzeigen der Konzertagentur Hermann Wolff. Laut einer Konzertrezension der Allgemeinen musikalischen Zeitung trat sie 1881 in Stuttgart auf, wo sie die Arie „Hellstrahlender Tag“ aus Odysseus von Max Bruch sang.

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz

DE-611-HS-4309363, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4309363

Erfassung: 15. Dezember 2025 ; Modifikation: 15. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-15T14:04:48+01:00