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Brief von Mathilde Bruch an Betty Rudorff Musikwissenschaftliches Institut Köln Max-Bruch-Archiv Signatur: Br. Korr. 154, 438
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Brief von Mathilde Bruch an Betty Rudorff Musikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv
Signatur: Br. Korr. 154, 438
Bruch, Mathilde [Verfasser], Rudorff, Betty (1808-1887) [Adressat]
Bonn, 28.09.1874. - 8 Seiten, Deutsch. - Brief
Inhaltsangabe: Streit MB / ER und auch MB / Spitta beigelegt. Mathilde Bruch ist aber selbst seit Herbst 1873 (Schumannfest Bonn) durch die Mißachtung von ER schwer getroffen Transkription: Meine liebe Frau Rudorff! Habe Sie tausend Dank für Ihren lieben Brief, der mein Herz ganz reich machte: ich glaubte lange nicht so liebe Worte gehört zu haben! Und glauben Sie ja nicht, daß ich Herrn Rudorff einen Vorwurf habe machen wollen, ich begreife das Bild ja so gut, ich weiß wie solche Dinge kommen, langsam das Gemüth verdüstern, ich weiß aber auch, daß gegen die alte Liebe und Treue, von der Sie ja noch reden, liebe Frau Rudorff, das Alles nichts vermag. So wären ja nun die Beiden wieder die alten guten Freunde, und nun muß ich Ihnen eine Nachricht mittheilen – (oder hat es Max schon gethan?), die gewiß dem Herrn Rudorff große Freude bereiten wird. Mein Bruder ist mit Spitta ausgesöhnt! – Ganz überraschend kam mir das und ich empfinde es als ein so herrliches, lang ersehntes ereignisß! Die Gedanken wenden sich zurück in eine theuer vergangene Zeit! Wie viel liegt dazwischen, auch Trauriges, für mich sehr Lehre eines schweren Schicksals, dem ich mit meinen schwachen Kräften nicht gewachsen war; möge es uns Allen zum Heil gewesen sein – dennoch: Mir ist heute zu Muth, als müßte ich mir meinen Antheil an dem allgemeinen Friedensschluß dadurch retten, daß ich mich wirklich verklage und Abbitte thue für so manches Verkehrte, Gewaltsame und Rüppelhafte, das ich mir in der Verstörung meines Gemüthes habe zu Schulden kommen lassen; der Grund von Allem war gewiß kein tiefer. Und nun muß noch etwas vom Herzen herunter, mag es gehen, wie es will, ich ertrage das Schweigen nicht länger: Sie, geliebte Frau Rudorff, haben mir selbst das Herz erschlossen, Sie werden mild und gütig sein, wenn nun etwas herauskommt, was Ihnen vielleicht nicht gefällt. Ich habe nicht allein um meinen Bruder getrauert, sondern auch um mich, liebe Frau Rudorff! Herr Rudorff ist doch auch mein Freund gewesen, das lasse ich mir nicht nehmen, und seit dem Schumannfest habe ich mir klar machen müssen, daß er es nicht mehr ist! Mir ist das sehr schwer geworden, so schwer, daß ich es eigentlich eigentlich noch immer nicht fertig gebracht habe: wo nähme ich sond den Muth her, diesen Brief zu schrieben, der mich fast krank macht. Ich hatte mich namenlos auf den Freund gefreut, ich glaubte auf einige Theilnahme an der glücklichen Wendung unseres Geschicks nehmen zu dürfen, - und fand, daß ich zu den Freunden, die man doch gerne aufsucht, oder doch wenigstens vor den Augen der Welt, der gemeinsamen Bekannten nicht so bitter zu kränken und zu demüthigen pflegt, - daß ich nicht mehr dazu gehöre. Verdient habe ich das nicht, aber ich wollte fast, daß ich es verdient hätte, durch irgend etwas ganz Greuliches, mir Unbekanntes; so brauchte ich doch nicht an dem alten Freund irre zu werden. Ich kann das auch nicht, kann aber auch nicht vergessen, ehe ich ein Wort der Aufklärung habe, dazu hat es doch zu weh gethan. Mit vollem Vertrauen lege ich dies Alles in Ihre Hände wieder, geliebte Frau Rudorff, - es wollte kaum aus der Feder, denn was so lange vergraben war, scheut das Tageslicht. Wenn Sie es können, sagen Sie mir ein freundliche Wort; können Sie nicht, so seine Sie mir nicht böse um meiner Offenheit willen und denken Sie und glauben Sie fest, daß bei mir Alles, ich möchte fast sagen Gutes u. Schlimmes, aus der treuesten Gesinnung hervorgeht. Mit tausend herzlichen Grüße für immer Ihre treu ergebene Mathilde BruchSpitta, Philipp (1841-1894) [Erwähnt], Rudorff, Ernst (1840-1916) [Erwähnt], Bruch, Max (1838-1920) [Behandelt]
Bemerkung: Mathilde Bruch 17.-19.8.1873 In Bonn findet das erste Schumann-Fest zur Finanzierung von Schumanns Grabdenkmal auf dem Bonner Alten Friedhof (1880) statt, u.a. mit Clara Schumann und Johannes Brahms
Objekteigenschaften: HandschriftPfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz
DE-611-HS-4308886, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4308886
Erfassung: 12. Dezember 2025 ; Modifikation: 12. Dezember 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-12-12T12:29:34+01:00
