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Brief von Max Bruch an Ernst RudorffMusikwissenschaftliches Institut KölnMax-Bruch-ArchivSignatur: Br. Korr. 154, 152

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Brief von Max Bruch an Ernst RudorffMusikwissenschaftliches Institut Köln ; Max-Bruch-Archiv

Signatur: Br. Korr. 154, 152


Bruch, Max (1838-1920) [Verfasser],Rudorff, Ernst (1840-1916) [Adressat]

Friedenau, 25.11.1904. - 8 Seiten, Deutsch. - Brief

Inhaltsangabe: Transkription: Friedenau, 25.11.04 M. L., Unsere letzten Briefe haben sich gekreuzt. Was zunächst 1) den Jüngling Ed. Vogel betrifft, so ist er zwar nicht die Tinte werth, die wir seinetwegen verschreiben; indessen, bei der jetzigen Sachlage, und Angesichts der Erklärung einer so ehrenvollen und glaubwürdigen Zeugin wie Frl. Hanne ist es nöthig, ihn gründlich ad absurdum zu führen und ganz klein zu machen. Ich werde ihn also, Deinem Vorschlag gemäß, auf Mittwoch den 30/11 Mittags 12 Uhr zu mir bestellen und auch Frl. Hanne schriftlich bitten, um diese Zeit zu kommen. Du kommst dann wohl auch auf 5 Minuten zu dieser, ganz nöthigen und unvermeidlichen Confrontirung. Schließlich wird wird er vielleicht gestehen müssen, daß er Frl. Hanne gegenüber nur – renommirt hat! (Es scheint überhaupt, daß die „Componisten“ der Theorie- u. Comp.-Abth. der Kgl. H.Sch. an einem gelinden Größenwahn leiden!) M.E. war meine „Liebenswürdigkeit“ gestern nicht weit her, denn ich habe ihm mit dürren Worten gesagt, er habe m.E. zu wenig Talent, leiste für 21 Jahre viel zu wenig, und möge daher nochmals ernstlich mit sich zu Rathe gehen, ob er nicht lieber die Musik an den Nagel hängen und noch jetzt ein anderes Studium ergreifen wolle. Ich denke, das ist so ziemlich das Härteste, was man einem jungen Mann, sagen kann, und ich glaube es war nicht einmal besonders „suaviter in modo“ [sanft in der Sache] gesagt. Wenn es ihm dennoch so erschienen ist, so mag, das daran gelegen haben, daß ich bei jeder Auseinandersetzung mit Untergebenen mich principiell bemühe, möglichst reservirt zu sein, und über jeder subjektiven Erregung zu stehen. – Was er im Uebrigen über meine Kritik seiner Producte und über die Nichtübereinstimmung derselben mit der Deinigen gefabelt hat, ist selbstverständlich completter Unsinn. Offenbar hat er nur seiner Mutter Sand in die Augen streuen wollen. Alles was diese „Herrn Musikstudierenden“ in letzter Zeit gethan haben, deutet auf einen ungewöhnlichen Grad von Selbstüberschätzung und Hochmuth. Sie stellen bei Joachim und bei mir „Anträge“, (als wenn sie im Reichstag wären!), anstatt zu bitten, - nennen sich Verein der „Componisten“, während sie noch an der äußeren Schale der Kunst mühsam knabbern und noch gar nicht wissen, was eigentlich Kunst ist; und sie wollen an der Schule Concurrenzen stiften und Preise begründen – während keiner von ihnen bis jetzt auch nur entfernt das Zeug dazu hat, sich mit irgendeiner Aussicht auf Erfolg an einer ernsthaften Concurrenz zu betheiligen. Amtlich weiß ich bisher von diesem Concurrenz-Unternehmen gar nichts, weil mir der Ausschuß seltsamer Weise gar nichts mitgetheilt hat; ich habe auch keinerlei Drucksachen zu sehen bekommen. Ich glaube doch, daß wir uns noch vor Weihnachten im Directorium ernstlich mit diesen, mir sehr unangenehmen Erscheinungen beschäftigen und amtlich dazu Stellung nehmen müssen. – Bis zum 30/11 wird der ganze Schüler-Mist auf m. Tisch liegen; weitere v. Eyken’sche Gräuel sollst DU zu sehen bekommen! –- Den sehr braven und tüchtigen Brase habe ich gestern sehr warm nach Münster für die M.D. beim 13. Infant.-Reg.- empfohlen. Daß Du bei der Auseinandersetzung mit v. E. nicht zugegen sein willst, bedauere ich sehr; aber ich glaube, Du hast Recht. – Stets Dein tr. M. Bruch.

Bemerkung: Max Bruch

Objekteigenschaften: Handschrift

Pfad: Max-Bruch-Archiv / Korrespondenz

DE-611-HS-4303571, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-4303571

Erfassung: 17. November 2025 ; Modifikation: 17. November 2025 ; Synchronisierungsdatum: 2025-11-17T14:32:21+01:00