Detailed Information

Brief an Ignaz Heinrich von WessenbergStadtarchiv KonstanzKorrespondenz Ignaz Heinrich von WessenbergSignatur: WZ 2710 X 4

Functions

Brief an Ignaz Heinrich von WessenbergStadtarchiv Konstanz ; Korrespondenz Ignaz Heinrich von Wessenberg

Signatur: WZ 2710 X 4


Schulenburg, Wolfhardine von [Verfasser],Wessenberg, Ignaz Heinrich von (1774-1860) [Adressat]

Berlin, 25.04.1829. - Brief

Inhaltsangabe: Dankt für Brief und freundliche Gabe. Unerwarteter Tod ihres Bruders Werner; seine Frau ist nach seinem Tod von einem Sohn entbunden worden. Hat in dem vergangenen traurigen Winter oft Wessenbergs gedacht, las auch seinen Hirtenbrief an die Gemeinde. Alle haben sein Schicksal bedauert. "Aber Sie gleichen dem Sämannn der Heiligen Schrift; das Samenkorn des Lichts und der Wahrheit haben Sie ausgestreut und es wird wuchern und Früchte tragen für die Ewigkeit". Hofft, er sei von seiner letztjährigen Reise gestärkt zurückgekehrt. Auf Wessenbergs Frage nach ihrer Sehnsucht nach der Schweiz: Es fehlen die Mittel, dazu kommt das Pflichtgefühl des Mannes gegenüber seinen drei Söhnen, "welche jetzt in das thätige Geschäftsleben eingetreten sind". Den Sommer verbringt sie wieder in einem Seebad, dem "freundlich gelegenen, einsamen Fischerdörfchen Heringsdorf (ein sehr unpolitischer Name), welches aber um desto poetischer und romantischer, umringt von einem herrlichen Buchenwald gelegen ist. Bei meiner jedesmaligen Reise durch Stettin, bringe ich einige Tage bei meiner geliebten Luise (ihrer Schwester) zu". Wird ihr "das hübsche Büchelchen" senden. Ihre Kinderchen gedeihen an Geist und Körper und der sichtliche Segen Gottes ruht auf diese kleine Familie. Überdieß ist ihr jetzt ein längst gehegter Lieblingswunsch gewährt, nehmlich auf dem Land mit ihren Kindern zu leben. Mein Schwager hat ein allerliebstes Gütchen dicht bei Stettin gekauft, welches er zu einem sehr hübschen Besitzthume umgeschaffen hat. Luise und die Kinder sind überaus glücklich hierüber. Die ältesten Töchter haben schon sehr hübsche Talente und Fertigkeiten. Für Rudolph ist ein Erzieher angenommen worden; späterhin wird er bis zum 18ten Jahr in einer alten Vitzthumschen Familienstiftung erzogen werden. Er ist ein blühender schöner Knabe. Die Satyre auf die Berliner Frauen habe ich nicht gelesen, hoffentlich bezieht sie sich wohl hauptsächlich auf die gelehrten oder gelehrt erscheinen wollenden Judenfrauen, deren wir hier eine grosse Anzahl besitzen. Sollten Sie einmal Ihrer lieben Schwester einen Besuch zudenken, so vergessen Sie doch auch nicht Ihre Berliner Freunde und Verehrer, deren Sie mehr haben als Sie wohl glauben; Sie gehören der Welt an, und Mancher nennt hier Ihren Namen mit Liebe und Verehrung. Mein Mann, welcher auch zu der Zahl der letzteren gehört, empfiehlt sich Ihnen aufs Freundschaftlichste. - Was macht die vortreffliche Ellenrieder? Unsere Kunstausstellung war dieß Jahr ganz ausgezeichnet. Die ganze Düsseldorfische oder so genannte Schadowsche Schule war vortrefflich; auch einige ausgezeichnetet Künstler aus der Schweitz, wie Meuron und Claude, auch Wagenbauer aus München hatten ihre Kunstwerke hergesandt. Überhaupt hebt und verschönert sich Berlin mit jedem Jahr. Unser neues Museum wird sehr reich ausgestattet werden. Dieß werden Sie doch nicht versäumen kennen zu lernen. Geben Sie mir doch recht bald dazu einige Hoffnung, und genehmigen Sie theuerster Onkel, die Versicherung meiner herzlichsten Anhänglichkeit und ehrfurchtsvollen Ergebenheit".

Bemerkung: dt.

Ausreifungsgrad: eigenhändige Ausfertigung

Pfad: Korrespondenz Ignaz Heinrich von Wessenberg / W-Z

DE-611-HS-1768473, http://kalliope-verbund.info/DE-611-HS-1768473

Erfassung: 2. Juni 2003 ; Modifikation: 18. Juli 2020 ; Synchronisierungsdatum: 2025-05-22T15:18:05+01:00