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Brief an [Henricus Bullingerus] / von [Theodorus] Beza St. Gallen KB Vadiana Vadianische Briefsammlung Signatur: VadSlg Ms 41:162
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Brief an [Henricus Bullingerus] / von [Theodorus] Beza St. Gallen KB Vadiana ; Vadianische Briefsammlung
Signatur: VadSlg Ms 41:162
Bèze, Théodore <<de>> (1519-1605) [Verfasser], Bullinger, Heinrich (1504-1575) [Adressat]
Genf , 22 Januarii [1561]. - 1 Bl., 2 S. beschrieben (v-r!), 31,3-32 x 21 cm, Lateinisch. - Autograf, Handschrift, Briefsammlung
Es gelten die Benutzungsbestimmungen für den Sonderlesesaal.
Inhaltsangabe: Beza hat nach seiner Rückkehr aus Frankreich bereits einmal an Bullinger über seine Reise und die Lage der [evangelischen] Kirche in Frankreich geschrieben. Er ist sicher, dass der Brief ausgeliefert wurde, da er ihn [Hans] Liner ("Linerus noster") anvertraut hat. - Die Lage hat sich durch den Tod von König Franz II. [am 5. Dezember 1560 in Orléans) entspannt. Auf den 10, Dezember [1560] waren die Generalstände ("statuum conventus") einberufen worden. Dabei hätten der Herzog [Louis I. de Bourbon] von Condé, der Bruder des Königs von Navarra [Antoine de Bourbon], hingerichtet, der König von Navarra in Loches ("arx Lochiensis"), der Connétable de France ("Conestabilis") [Anne de Montmorency] in Bourges ("Biturigum turris") eingekerkert werden sollen. Dies wäre vom Kardinal [von Lothringen, Charles] de Lorraine-Guise] veranlasst worden. Gleichzeitig waren im ganzen Königreich Truppen in Bereitschaft, um die Hugenotten ("haeretici") zu vernichten. In der Dauphiné und der Provence ("Narbonensis provincia") ist es bereits zu Massakern gekommen. Nun ist zum Glück der König gestorben und ohne die üblichen Zeremonien in Saint-Denis bestattet worden. Trotz der Machenschaften der Guisen gelang es der Königin [Caterina de’ Medici], mit Zustimmung des Königs von Navarra die Regentschaft zu übernehmen. Der Connétable, der Amiral [de France, Gaspard II de Coligny] ("Amiraldus") und [François de Coligny-]d’Andelot ("Andelotius") wurden angewiesen, ihre Aufgaben zu übernehmen, die bisher von den Guisen an sich gerissen worden waren. Am 13. Dezember traten die Gesandten der Generalstände ("trium statuum legati") in Orléans zusammen. Die Versammlung wurde vom Kanzler [Michel de l'Hospital] eröffnet. Darauf versammelten sich die drei Stände einzeln, um ihre Anträge zu formulieren und einen Vertreter zu wählen. Der Kardinal [von Lothringen] wollte sich zum Vertreter aller drei Stände wählen lassen; dieses Ansinnen wurde vom Adel und vom Volk ("plebs") scharf zurückgewiesen. Für die Geistlichkeit wurde [Jean] Quintin gewählt, Professor für kanonisches Recht an der Universität Paris, für den Adel [Jacques de Silly, baron] de Rochefort ("quidam a Rupeforti"), für das Volk [Jean Lange], Advokat im Rat von Bordeaux ("in Burdigalensi senatu causidicus"). Diese trugen ihre Anliegen am 1. Januar vor dem König und dessen Rat vor. Quintin wagte es, den Amiral als Anhänger der Evangelischen anzuklagen, verwickelte sich jedoch in Widersprüche. Die Anliegen des Adels wurden frei vorgetragen. Die Vertretung des Volks wies offen auf Missstände in der Herrschaft und der Kirche hin. Der Kanzler dankte und versprach Antworten, die bisher noch nicht gegeben wurden. Durch den Tod des Königs ermutigt trugen auch die Vertreter der [evangelischen] Kirchen ihre Anliegen dem König von Navarra und der Königin vor. Dies wurde durch die offene Stellungnahme des Amirals für die evangelische Seite ("vera religio") erleichtert. Die Macht der Guisen schwindet. Der Kardinal wird sich bald mit drei Brüdern nach Lothringen zurückziehen. Der Herzog [Franz I.] von Guise wird am Hof bleiben, aber hoffentlich den Lohn für seine Intrigen erhalten. Die Evangelischen verlangen drei Dinge: eine freie Versammlung ("synodus"), um über ihre Anliegen zu verhandeln; die Freilassung aller aus religiösen Gründen Gefangenen; die Freiheit zur Abhaltung von Gottesdiensten bis zur Entscheidung über die Religionsfrage. Nach Bezas Informationen hat der Amiral diese Anliegen schriftlich der Königin unterbreitet. - Der Papst [Pius IV.] hat auf Ostern eine Versammlung des Konzils in Trient anberaumt. Der königliche Rat hat für die Teilnahme Bedingungen gestellt, die sicher nicht akzeptiert werden. - Dem Herzog von Condé wurde unter Kaution erlaubt, sich in die Picardie zurückzuziehen. Es ist zu hoffen, dass er bald einen offiziellen Freispruch erhält. Gott möge auch den König von Navarra schützen. - Beza hat in der letzten Zeit Dialoge gegen [Tilemann] Hesshusen ["Perspicua explicatio controversiae de coena Domini per Theodorum Bezam Vezelium", Genf 1561; GLN-2164] verfasst, die er Bullinger bereits geschickt hätte, wenn er nicht unter einer heftigen Erkältung litte ("catarrhus me pessime vexat") und ein Schreibverbot vom Arzt erhalten hätte. Deshalb bittet er, sowohl den anfangs erwähnten, durch Liner geschickten Brief als auch den vorliegenden an Ambrosius Blarer weiterzuleiten. - Bestellt Grüsse an [Petrus] Martyr, [Rudolf] Gwalther ("Galterus"), [Conrad] Gessner und die übrigen Kollegen. - Die Gerüchte über Bezas Reise nach Frankreich sind falsch. - Gruss.https://swisscollections.ch/Record/991170730629405501 (Katalogeintrag in swisscollections) https://han.stadtarchiv.ch/inhalt/VadSlg_Ms_41_162.pdf (Digitalisat)
Bemerkung: Absender: Tuus Beza Rückenvermerk (VadSlg Ms 41:303 S. 2): Bezae de rebus Galliae Abschrift ohne Adresse und Entstehungsjahr Adressat und Entstehungsjahr nach der Edition Genève 1963 ergänzt Erster Teil der Briefabschrift (Ed. S. 71,1-72,30); zweiter Teil: VadSlg Ms 41:298 (Ed. S. 72,30-73,42); dritter Teil: VadSlg Ms 41:303 (Ed. S. 73,42-74,19). Die drei Teile sind bei VadSlg Ms 41:162 zusammengeführt.
Ausreifungsgrad: Abschrift
Pfad: Vadianische Briefsammlung / Vadianische Briefsammlung, Bd. 12
[Epistolae Tom. XII:162 (Frühere Signatur)]
CH-002121-2-991170730629405501, http://kalliope-verbund.info/CH-002121-2-991170730629405501
Modifikation: 09.08.2023